Einwand: Ich hab dieses System nicht, bin daher nicht direkt betroffen. Aber daß man mit einer weniger konservativen Einstellung die Sicherheit gefährdet, halte ich doch für etwas weit hergeholt. Immerhin fährt man ja nicht blind oder schlafend durch die Gegend und kann immer noch selbst eingreifen - oder nicht?
Natürlich kannst du jederzeit selbst eingreifen, nur ob es dann noch was bringt ist die andere Sache. Wenn ich mich bspw. bei 160 vom ACC bis auf 5 Meter an den Vordermann heran bringen lasse und dieser tritt aus welchem Grund auch immer - z.B. Wildwechsel oder Gegenstand auf der Fahrbahn - voll in die Eisen, bleibt dir nichts anders übrig als dich auf die Kapazität von ACC zu verlassen, dass er es schafft rechtzeitig zu reagieren, denn bei der Geschwindigkeit und dem Abstand wird es für einen Menschen definitiv schwierig da noch was zu retten.
Was ich damit sagen will ist, dass es fahrlässig ist, sich durch reduzierte Werte überhaupt erst in eine Situation bringen zu lassen, die ggf. bei wirklichem Bedarf dann eben nicht mehr zu retten ist. Da bringt es einem dann herzlich wenig noch selbst eingreifen zu "können". Bei 160 Sachen legt man schließlich schon etwas über 44 Meter pro Sekunde zurück, d.h. selbst eine Reduktion des Abstands auf 20 Meter (4 Wagenlängen) würde eine Erkennung der Situation und Reaktion in einer halben Sekunde erfordern.
Deiner Argumentation folgend, wäre ja jeder, der ganz ohne dieses System unterwegs ist, ein permanentes Sicherheitsrisiko.
Ja und nein.
Ja, wenn er den Abstand zum Vordermann in jeder Situation ungeachtet der Umstände grob fahrlässig stark unterschreitet. Natürlich ist man dann ein Sicherheitsrisiko. Und sind wir mal ehrlich, ACC würde bei modifizierten Werten genau das tun: in jeder Situation & ungeachtet der Umstände, denn es kennt die Umstände nicht. Es weiß nur, was exakt vor dir passiert zum aktuellen Zeitpunkt. Es kann nicht auf der Straße vorausschauen und aus Erfahrung Schlüsse ziehen.
Nein, wenn man sehen kann, was vor dem Vordermann passiert und abschätzen kann wie sich die Situation entwickelt, dann kann ich natürlich den Mindestabstand auch unterschreiten, solange ich es nicht so weit auf die Palme treibe, dass unvorhersehbare Probleme ebenfalls nicht mehr zu bewältigen sind wie z.B. der o.g. Wildwechsel. Man kann im Verkehrsfluss nicht ständig die Mindestabstände einhalten, dann würde nix mehr fließen auf unseren Autobahnen, aber man sollte auch einem Sicherheitssystem nicht mehr "Risiko" zumuten, als sich selbst, denn man braucht einen doppelten Boden.
Versagt das Sicherheitssystem in einer akuten Situation, ist der Zeitpunkt der nötigen Reaktion nämlich schon überschritten, wenn man realisiert, dass es versagt hat. Zu diesem Zeitpunkt hat man also schon Zeit verloren wo längst etwas hätte passieren müssen.
Ich sage nicht, dass die Leute blind durch die Gegend fahren. Ich halte z.B. trotz ACC schon den Fuß über dem Bremspedal wenn ich vor mir eine Situation entdecke, die mir von der Entwicklung her nicht gefällt um im Bedarfsfall eingreifen zu können, denn ich vertraue zwar dem System zu 95%, dass es funktioniert, beanspruche aber die 5% Zweifel als doppelten Boden und das war auch schon einige Male gut so. Manche Situationen lassen sich nur leider nicht vorab erkennen und entwickeln sich quasi von jetzt auf gleich und man kann nicht ständig den Fuß über der Bremse halten nur zur Sicherheit. Für diese Situationen ist es dann unerlässlich, dass ich mich in einem Abstandsbereich befinde, der ein mögliches Eingreifen nicht ad absurdum führen würde.